
Mein Einsatz: Jörg Hof
Jörg Hof spielte 37 Jahre im Tonhalle-Orchester Zürich und geht nun in Pension. Der Trompeter wird zwar vieles vermissen, sich jedoch wieder vermehrt seinem zweiten Instrument widmen können.
«Mein Lehrer Henri Adelbrecht war der frühere Solo-Trompeter des Tonhalle-Orchesters Zürich. Oft war ich als Student in seinen Konzerten und wurde Anfang März 1988 nicht nur Henris Kollege, sondern auch jener von Markus Würsch, einem weiteren ehemaligen Solo-Trompeter aus dem Orchester. Als Neuling schaute ich zu ihnen auf und wurde auf Augenhöhe angenommen. Die Arbeit mit meinen Kollegen blieb für mich in all den Jahren eine der prägendsten Erfahrungen. Nicht nur ich, auch das ganze Orchester konnte sich unter Chefdirigent David Zinman unglaublich weiterentwickeln. Dass ich hier mitwirken durfte und konnte, macht mich stolz.
Es gibt so viele Werke, die mir am Herzen lagen, nein, immer noch liegen. Gustav Mahlers 1. Sinfonie zieht sich wie ein roter Faden durch meine ganze Laufbahn. Ich spielte sie als Zuzüger unter dem damaligen Chefdirigenten Christoph Eschenbach und später dann unter den Nachfolgern Hiroshi Wakasugi, David Zinman, Lionel Bringuier und Paavo Järvi. Bernard Haitink durfte ich zu Beginn meiner Karriere mit dieser Sinfonie erleben: Er probte fast ohne Worte und formte die Aufführung durch seine Präsenz und Körpersprache – das war für mich ein ‹Aha›-Erlebnis.
Neben meinen wunderbaren Kollegen werde ich das Spielen der grossen Orchesterwerke von Bruckner, Mahler und Strauss am meisten vermissen. In dieser Reihenfolge sind das meine sinfonischen Lieblinge. Ich werde nach meiner Pensionierung aber noch weitermusizieren. Und was ich da vorhabe, verdanke ich eigentlich Corona, denn in dieser Zeit konnte ich mein zweites Instrument, dass ich parallel zur Trompete studierte und ebenfalls mit dem Konzertdiplom abschloss, wieder intensiv üben: die Gitarre. Ich nahm vor ein paar Jahren meine alten Kontakte wieder auf und spiele Kammermusik und Alte Musik in Konzerten. Und auch für die Trompete habe ich Pläne: Seit ich sechs Jahre alt bin, bin ich notenkonditioniert. In Zukunft möchte ich mich von den Noten lösen und freier spielen. Es wird mir sicher nicht langweilig, denn ich habe viele Interessen. Vor dem Studium der Trompete in Zürich und der Gitarre in Biel schloss ich ein Studium als Ingenieur der Mikrotechnik ab. Gegen Ende meines Ingenieurstudiums wurde mir aber klar, dass meine wahre Leidenschaft der Musik gehört. Der Wunsch, mein Hobby zum Beruf zu machen, wuchs – und glücklicherweise begegnete ich genau den Lehrern, die an mich glaubten, mich förderten und auf diesem Weg begleiteten.»
Aufgezeichnet von Katharine Jackson