«Golden Eye» für Mikal Grigorowitsch
Drei ganz unterschiedliche Finalbeiträge, eine Oscar-Preisträgerin und viel Gänsehaut: Das war der 13. Internationale Filmmusikwettbewerb.
«Der Preis ist extrem schwer»: Das war Mikal Grigorowitschs erste Reaktion auf das «Golden Eye», das Jury-Präsidentin Hildur Guðnadóttir überreicht hatte. Grigorowitsch – Jahrgang 2005, Musikwissenschafts-Student in Berlin und Filmmusik-Aficionado seit der Begegnung mit John Williams' Soundtrack für «Star Wars» – hat zum allerersten Mal an einem Wettbewerb teilgenommen und diesen gleich für sich entschieden.
Mikal Grigorowitschs Partitur war eine von 169, die Komponist*innen aus 36 Ländern für den siebenminütigen Kurzfilm «Wild Love» entworfen hatten. Der Film beginnt als idyllische Bergromanze und endet mit Murmeli-Horror: eine attraktive Vorlage auch für die Mitfinalisten Antonio Di Iorio und Gary Hirche. Subtil und brachial, erzählend und kommentierend, sinfonisch und rockig – selten waren die fimmusikalischen Lösungen so unterschiedlich wie dieses Jahr. Die Entscheidung sei nicht leicht gewesen, sagte Jury-Präsidentin Hildur Guðnadóttir; an Mikal Grigorowitschs Beitrag hätten schliesslich die eigene musikalische Sprache und die kreative Orchestrierung am meisten überzeugt.
«It's heavy» sagte auch die isländische Komponistin, Cellistin und Sängerin Hildur Guðnadóttir, nachdem sie von ZFF-Direktor Christian Jungen ihrerseits ein «Golden Eye» erhalten hatte. Sie freue sich sehr über diese Auszeichnung, auch wenn ihr der dazugehörige Begriff des «Career Achievement Award» etwas fremd sei: «Musik ist für mich keine Karriere, sondern mein Leben.»
Ansonsten gab es in der ausverkauften Grossen Tonhalle viel Musik – und viel Gänsehaut: Das Tonhalle-Orchester Zürich unter der Leitung von Frank Strobel spielte nicht nur ein Medley des Schweizers Balz Bachmann, sondern auch Auszüge aus den Filmmusiken zu Horror- und Science-Fiction-Klassikern wie «Shining», «The Revenant» und «Planet of the Apes». Und, natürlich, gab es auch mit den Soundtracks zu «Tár» und «Joker» auch Werke von Hildur Guðnadóttir zu hören. Letzteres hat ihr nicht nur einen Oscar eingetragen, sondern Joaquin Phoenix auch zu einem mittlerweile legendären Tanz im Badezimmer inspiriert.
Ein letztes Highlight setzte schliesslich in der Musik zu Hitchcocks «Spellbound» Lydia Kavina mit ihrem Theremin: Das frühe elektronische Instrument, das einst der Bruder ihres Urgrossvaters erfunden hat, sorgte nicht nur für faszinierende Klänge – sondern in der Art, wie diese Klänge allein mit den Hände geformt werden, auch für einen ganz eigenen Moment der Magie.
