Marc Barwisch und Fernando Carmena (Foto: Gaëtan Bally)
Filmsinfonik

Entstehung einer Hommage

Wie wird man dem gewaltigen Lebenswerk von Ennio Morricone gerecht? Wir waren bei der Planung für das Filmkonzert «Per un’immagine» dabei.

Michaela Braun

«Das Erbe der Ferramonti», «Schlacht um Algier», «Das rote Zelt», ich höre der Programmplanung zum «Tribute» an Ennio Morricone zu. Vielleicht nicht so geläufige Filme und Melodien, aber dann höre ich im Laufe des Gesprächs «Spiel mir das Lied vom Tod», und sofort entsteht ein Bild. Auch beim Titel «Es war einmal in Amerika» ist das Thema von Deborah präsent. «Ein paar Klassiker sollen es sein, aber auch unbekannte Werke», so sieht es die Konzertdramaturgie vor. Marc Barwisch, Leitung Künstlerischer Betrieb, und Fernando Carmena, Kreativdirektor der Europäischen FilmPhilharmonie, wälzen unzählige Stücke, die alles beinhalten, was Filmmusik zu bieten hat.

Morricone hat ein gewaltiges Gesamtwerk hinterlassen, das ein unglaubliches Gespür für den Zeitgeist verrät. Er hat oft Geräusche als integralen Bestandteil in seine Kompositionen aufgenommen, auch in «La classe operaia va in paradiso» (1971), einer faszinierenden Partitur für Fräsmaschinenlärm, Violine solo, E-Gitarre solo und Sinfonieorchester. Das Werk wird auch in Zürich aufgeführt.

Alle seine Kompositionen hat er selbst orchestriert und nicht einem Assistenten überlassen, «so wie dies viele der grossen Filmmusik-Komponisten-Kollegen mach(t)en», fügt Fernando Carmena an. «Etliche haben seine Werke arrangiert, sie klangen nicht immer wie Morricone. Deshalb war es ihm zeitlebens sehr wichtig, dass er seine orchestrierten Werke ab den 1980er-Jahren selbst dirigierte», meint Fernando Carmena weiter. Verlegt waren sie allerdings nicht – und so geht die Mär um, dass er die Partituren nach den Aufführungen immer wieder eingesammelt habe.

Die Europäische FilmPhilharmonie nahm 2022 mit Morricones Sohn Giovanni und dessen Anwalt Kontakt auf und interessierte sich vor allem für die vielen Werke, die noch nicht aufgeführt worden sind. Und so ist ein Konzert für Zürich entstanden, das in dieser Form einzigartig ist.

«In enger Absprache mit seiner Witwe Maria und seinem Sohn Giovanni präsentieren wir Kompositionen, die endlich erstmals öffentlich gespielt werden. Morricone war zu Lebzeiten nicht daran interessiert, das Material zu verlegen. Dies macht die Familie nun und achtet sehr genau darauf, was damit geschieht», so Fernando Carmena. Und Marc Barwisch ergänzt: «Wir wollen kein Status-Quo-Morricone-Konzert hier in der Tonhalle aufführen, so wie man sie aus Arenen mit Verstärkern kennt – der Rahmen ist intim, das Publikum wird sehr nah an seiner Musik sein und somit seine ganze Vielfalt erleben.»

Zu dieser Vielfalt gehört auch, dass viele Werke nicht im Zusammenhang mit Filmen entstanden sind. Daher wird dieses Konzert – ganz im Sinn von Morricones Ästhetik – ohne bewegte Bilder stattfinden.

Juli 2025
Do 03. Jul
19.30 Uhr

Filmsinfonik: Tribute Ennio Morricone

Tonhalle-Orchester Zürich, Frank Strobel Leitung, Gan-ya Ben-gur Akselrod Sopran, Gilad Karni Viola, Zürcher Sing-Akademie, Andreas Felber Einstudierung
Fr 04. Jul
19.30 Uhr

Filmsinfonik: Tribute Ennio Morricone

Tonhalle-Orchester Zürich, Frank Strobel Leitung, Gan-ya Ben-gur Akselrod Sopran, Gilad Karni Viola, Zürcher Sing-Akademie, Andreas Felber Einstudierung
veröffentlicht: 24.06.2025